Ein Pulsmesser hilft auch Geübten

(Dieser Artikel stammt aus meiner Kolumne der NZZ am Sonntag)

Sie sind beruflich stark engagiert und möchten ein paar Kilos abspecken? Sie absolvieren zwei bis drei Krafttrainings und ein bis zwei Laufeinheiten pro Woche, was eine ausreichende und wertvolle Investition von Zeit in die Gesundheit ist. Und trotzdem will es nicht klappen mit dem Abnehmen. Warum? Sie befinden sich im Überlebens-kampf-Modus und haben sich womöglich schon daran gewöhnt.

Meine Frage lautet dann oft: «Joggst du mit einer Pulsuhr?» Die Antwort lautet vielfach: «Nein, ich jogge schon so lange, ich weiss, wie hoch mein Puls ist.»

 

Ehrlich? Ist die Pulsuhr wirklich nur etwas für Anfänger und angebliche Kontrollfreaks? Ich bin der Meinung das sich eine Investition in einen Pulsmesser durchaus lohnt. Denn in allen Belastungssituationen wird das Hormon Cortisol ausgeschüttet. Cortisol wirkt als Schutzschild gegen Belastungen und Entzündungen im Körper und hilft dem Gehirn, Glukose als Energiequelle zu nutzen. Demnach hat es zunächst einmal etwas Gutes.

 

 

Ist der Cortisolspiegel aufgrund einer konstanten Überbelastung in Beruf und Freizeit über einen längeren Zeitraum oder gar chronisch erhöht, wirkt sich dies negativ auf den Organismus aus. Die Steinzeit-Software unseres Körpers schaltet dann permanent in den Modus Überlebenskampf. Alle nicht lebensnotwendigen Prozesse werden infolgedessen gedrosselt, was auch den Blutzuckerspiegel und den Fettstoffwechsel beeinflusst. Das kann der Grund dafür sein, wieso ein Abnehmen trotz ausreichender Bewegung nicht gelingt. Nicht selten wird Cortisol deshalb auch als Dickmacher-Hormon bezeichnet. Und genau hier gewinnt die Pulsuhr an Wert. Sie soll als Kontrollinstrument dienen und Sie von einer erneuten Überbelastung bewahren.

 

 

Wenn Ihnen also das oben Erwähnte bekannt vorkommt, empfehle ich eine Joggingrunde von 30 bis 60 Minuten mit einer Herzfrequenz von 125 bis maximal 135 bpm. Nach ein paar Wochen können Sie die Runde je nach verfügbarer Zeit mit der-selben Herzfrequenz auf 45 bis 90 Minuten ausbauen.

 

Womöglich ist es zu Beginn nur ein zügiges Marschieren. Egal. Die Trainingseinheit dient zur Entschleunigung, zur Senkung des Cortisolspiegels und unter anderem zur Optimierung des Fettstoffwechsels. Das begünstigt zum einen Ihr Ziel, abzunehmen, und hat zum anderen einen positiven Einfluss auf Ihre physische und psychische Gesundheit.

 

 

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