(Dieser Artikel stammt aus meiner Kolumne der NZZ am Sonntag)
Functional Training bedeutet: zweckmässiges Training. Viele Trainer und Sportler missverstehen funktionelles Training allerdings als sportartspezifisches Training. Ihrer Ansicht nach hat jede Sportart ihre eigenen spezifischen Bewegungsabläufe und muss daher auch mit entsprechenden Übungen trainiert werden. Ein Irrtum.
«Functional Training sollte als sportartenübergreifende Trainingsform angesehen werden, es konzentriert sich auf Gemeinsamkeiten von Sportarten und nicht auf Unterschiede.»
Grundbewegungsformen wie Springen, Laufen und Seitwärtsbewegungen kennen wir in vielen Sportarten. Rumpfkraft ist für Tennisspieler genauso wichtig wie für Schwinger, Läufer, Golf oder Hockeyspieler. Ein gut funktionierender Körper ist nicht nur für Sportler, sondern auch für den Alltag wichtig.
Gerade wenn Sie einem sitzenden Beruf nachgehen, verkümmern die funktionellen Bewegungsmuster mit der Zeit. Ihr Fitnessprogramm sollte demnach den funktionellen Aspekt berücksichtigen. Sie sollten im Fitnessstudio nicht nur an Geräten trainieren, wo Sie sich nach acht Stunden Büroarbeit schon wieder hinsetzen, um Gewichte hin und her zu schieben. Das hat mit Funktionalität wenig zu tun. Sie bekommen vom Training an der Beinpresse zwar mehr Kraft in Ihren Oberschenkeln, aber wenn Sie nicht auch Ihre Stabilisationsmuskulatur entsprechend mittrainieren, sind Sie mit dieser Kraft allein nicht in der Lage, die multifaktoriellen Kräfte aufzufangen, die zum Beispiel beim Skifahren oder Fussballspielen auftreten.
Functional Training besteht überwiegend aus Übungen, bei denen Sie mit beiden Füssen auf dem Boden stehen und nicht von einem Kraftgerät gestützt werden.
Sie lernen, Ihr eigenes Körpergewicht zu halten und in verschiedenen Stellungen zu stabilisieren beziehungsweise auszubalancieren. Als Widerstand wird häufig nur das eigene Körpergewicht eingesetzt.
Die Übungen verbessern Ihre Kraft, Schnellkraft, Balance und Stabilität, um präventiv gegen Verletzungsanfälligkeit zu wirken. Das Training beinhaltet Übungen wie Kniebeugen und Ausfallschritte für die Beinmuskulatur sowie Zieh- und Stossbewegungen für den Oberkörper. Ein funktionelles Trainingsprogramm soll Ihre Bewegungsabläufe optimieren und Sie dementsprechend auf Ihre alltäglichen Belastungen in Beruf und Hobby vorbereiten. Es hat die Aufgabe, die natürlichen Bewegungsmuster des Körpers zu fördern und ihn vor strukturellen Schäden zu bewahren.