Wann ist die beste Tageszeit fürs Training?

(Dieser Artikel stammt aus meiner Kolumne der NZZ am Sonntag)

Durch die steigende Arbeitsbelastung verschiebt sich der Feierabend für viele Berufstätige nach hinten. Viele Fitnessstudios haben rund um die Uhr geöffnet, und es ist zu beobachten, dass immer mehr Menschen zu Unzeiten trainieren. Viele finden erst nach 8 Uhr abends Zeit für ihr Training.

Dies ist nicht ganz unproblematisch. Ein so spätes Training kann unsere innere Uhr, den Biorhythmus des Körpers, durcheinanderbringen. Müdigkeit, Gereiztheit und schlechter Schlaf sind das Resultat. Schuld daran ist ein reiskorngrosses Areal im Zwischenhirn, der sogenannte suprachiasmatische Nucleus. Er regelt mithilfe des Schlafhormons Melatonin und mit dem Wachmacher-Hormon Serotonin unseren Biorhythmus im 24-Stunden-Takt.

 

 

 

Der Biorhythmus bestimmt, wann wir müde werden, wann wir aufwachen und zu welchen Tagesphasen wir besonders leistungsfähig sind oder eben nicht. Aus Untersuchungen geht hervor, dass die meisten Menschen zwischen 16 und 19 Uhr zur Tageshöchstform auflaufen.

Diese Phase wäre demnach der perfekte Zeitpunkt für ein intensives Krafttraining, eine harte Ausdauereinheit oder für eine technisch anspruchsvolle Sportart wie zum Beispiel Tennis, Fussball, Badminton oder Kampfsport, bei der Koordination gefragt ist.

Allerdings lässt sich der Mensch auch da nicht in ein Schema pressen. Die individuelle Formkurve ist grösstenteils eine Frage der Gene und der Gewohnheiten des Menschen. Aus eigener Erfahrung weiss ich, dass man sich einen neuen Rhythmus antrainieren kann. Ich habe während meiner Zeit als Leistungssportler immer abends trainiert. In den letzten Jahren habe ich das Training auf den frühen Morgen verlegt, weil es so besser zu meiner Tagesstruktur passt. Die Umstellung machte mir die ersten Wochen zu schaffen, ich hatte Mühe, auf Touren zu kommen. Heute liebe ich es, am Morgen zu trainieren, und fühle mich topfit dabei.

Mein Fazit: Wenn es organisatorisch möglich ist, rate ich Ihnen, das Training auf den späteren Nachmittag anzusetzen. Sollte dies nicht möglich sein, können Sie es auch auf den frühen Morgen verlegen. Das Stresshormon Cortisol sorgt am Morgen dafür, dass wir besonders konzentriert und fit sind. Um den tiefen Schlaf nicht zu gefährden, rate ich von intensiven Trainingseinheiten nach 21 Uhr ab. Bleiben Sie achtsam. Achten Sie auf die Signale Ihres Körpers, er wird Ihnen zeigen, welche Trainingszeit am besten zu Ihrer inneren Uhr passt.

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