Weshalb stützende Muskulatur wichtig ist

(Dieser Artikel stammt aus meiner Kolumne der NZZ am Sonntag)

Als ich vor einigen Jahren in New York lebte, herrschte unter den Personal­ Trai­nern eine Eupho­rie bezüglich Core­Training. Pila­tes­ und Yoga­ Stunden boomten, und alle betonten, wie wichtig das Core­Training sei. Warum? «Ohne Kontrolle nützt die ganze Kraft nichts!», hiess es. Im Leistungssport wird in den letzten Jahren, neben dem klassischen Aufbautraining, vermehrt Wert auf ein ausge­prägtes Stabilisationstraining gelegt. Es wurde erkannt, dass ein wichtiger Baustein des kör­perlichen Fundamentes in der Tiefen­- und Stützmuskulatur liegt.

Egal, welchen Beruf, welche Sportart oder welches Hobby Sie ausüben: Je besser die Stützmuskulatur trainiert und je kräftiger die Arbeitsmuskula­tur ist, umso besser ist auch Ihre Haltung. So sind Rückenschmer­zen im unteren Rücken oder im Bereich der Schulterblätter und des Nackens meistens auf eine schlecht ausgebildete Stützmus­kulatur und eine ungenügende Mobilität zurückzuführen.

Ich habe es selbst erlebt: Vor sechs Jahren hatte ich starke Beschwerden im Bereich der Adduktoren und des unteren Rückens. Eine MRI-Untersu­chung ergab, dass meine Hüft­gelenke in einem desolaten Zustand sind. Ich holte zwei Meinungen ein; beide Ärzte diagnostizierten, dass ich wohl nicht um eine Operation und zwei Hüftprothesen herum­ komme. Mit 38 Jahren eine Hüft­prothese? Das durfte nicht sein!

 

 

In der Folge habe ich mein persönliches Trainingspro­gramm völlig auf den Kopf gestellt und Übungen entwi­ckelt, mit denen ich versuchte, die zu schwache Muskulatur aufzubauen und somit die Stabi­lität der Hüfte zu verbessern. Das Resultat spricht für sich: Seit fünf Jahren bin ich schmerzfrei, kann meine Hobbys ausüben und habe meine Lebensqualität zurückgewonnen.

Ich habe unter anderem auf beweglichen oder instabilen Unterlagen wie beispielsweise Sypoba, TRX oder Swissball trai­niert. Mit diesen Geräten werden gleichzeitig die propriozeptiven Fähigkeiten geschult.

 

 

 

Denn das Gehirn verarbeitet nicht allein visuelle Signale und die Signale des Gleichgewichtsorgans im Innenohr, auch die Veränderun­gen von Krafteinsatz, Muskel­spannung und Sehnenbelastung tragen zur Lagebestimmung bei.

 

Vielleicht denken Sie jetzt: «Auf diesen Geräten kann ich nicht einmal stehen und schon gar nicht trainieren.» Nur Mut, es ist nie zu spät, Neues zu lernen! Fordern, aber nicht überfordern, lautet die Devise. Der Erfolg ist keine Frage des Talents, sondern Ihrer Selbstdisziplin.

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