Ein Riesen-Moment für mich!

 

Als junger Athlet qualifizierte ich mich 1992 im Alter von 18 Jahren für das Eidgenössische Schwing- und Älplerfest, ein Riesen-Moment für mich!

Ich erinnere mich noch, wie ich mich auf den Wettkampf freute, ohne riesige Ambitionen zu haben. Mein Ziel war es, einfach 8 Gänge zu schwingen und damit zufrieden zu sein. Aber im Laufe des Wettkampfes fühlte ich mich immer besser und wuchs über mich hinaus, getragen von den über 30.000 Zuschauern.

Plötzlich konnte ich in meinem letzten Kampf um den eidgenössischen Kranz schwingen. Ich hatte ein gutes Los für den Gegner und dachte, dass es meine Chance sei. Und so plötzlich war sie weg, meine Lockerheit, die mich bis dahin getragen hatte.

Es kamen Stimmen wie:
Hey Ändu, das ist jetzt der Moment. Jetzt oder nie. Das musst du jetzt packen. Du darfst nicht verlieren, sonst bist du der Looser. Usw.

Diese willkürlich formulierten Gedanken Regeln haben mich enorm unter Druck gesetzt. Es fühlte sich an, als würden alle nur noch auf mich schauen. Der Druck führte zu Angst und ich wollte einfach nicht verlieren. Ich kämpfte defensiv und habe nur verteidigt und liess mir und meinem Gegner keine Chance auf einen attraktiven Kampf. Nach acht Minuten war es vorbei und wir beide mussten ohne Kranz nach Hause. Ich kann mich noch erinnern, dass ich direkt nach dem Kampf im ersten Moment froh war, nicht verloren zu haben. Dann kam die grosse Enttäuschung.

 

Diese Erfahrung hat mich gelehrt, wie Angst blockieren und den Fokus zerstören kann.

 

 

Aber ich habe auch gelernt, dass es drei Wege gibt, um zu lernen:

Nachmachen, Erfahrungen und Denken.

Als ich versuchte, meine Vorbilder nachzumachen und so locker wie sie zu schwingen, konnte ich meine Leistung verbessern.

Aber ich musste auch schmerzlich erfahren, dass wenn man sich zu sehr blockiert, man seine Ressourcen nicht mehr abrufen kann.

 

Daraus habe ich den dritten Weg gelernt: Denken.
Reflektieren bedeutet, immer wieder zu fragen, wo man gerade steht, was man gerade denkt und ob diese Art des Denkens zielführend ist. Wenn ich merke, dass meine Gedanken mich blockieren, lege ich mir eine neue Denkstrategie zurecht.

 

Andreas bleibe mutig, erlaube dir gross zu denken, kreativ und phantasievoll zu agieren und gehe den letzten Kampf genauso unerschrocken und abenteuerlustig an wie alle anderen Kämpfe vorher. Wäre womöglich damals eine zielführende Denkstrategie gewesen. Die Fähigkeit zur Selbstreflexion ist im Sport genauso wichtig wie die körperliche Fitness und die sportartspezifischen Fähigkeiten. Deshalb ist der Sport eine grossartige Schule fürs Leben. Wem es gelingt, die eigenen Denkprozesse zu analysieren und zu verbessern, wird gut auf die entscheidenden Momente vorbereitet sein und kann seine Bestleistung abrufen.

Hast du auch Erfahrungen mit Versagensängsten gemacht?

Comments are closed.