Ich war so gestresst

 

“Ich war so gestresst, dass ich dachte, es geht jetzt dann gleich nicht mehr!”
Wie ein Brief vom Sterbebett die Sichtweise auf das Leben verändern kann.

 

“Meistens bin ich abgehauen und habe gekündigt, da ich dem Druck nicht mehr gewachsen war”, erzählte mir ein Klient.
Immer wieder dasselbe Muster. Anfänglich machte der Job immer Spass und er spürte, dass er besser war als die anderen und weniger bis gar keine Fehler machte. Dann wurde der Druck aber wieder unerträglich und er kündigte. Meistens hatte er zwischen den Jobs 2 Monate, in denen er sich erholte, um dann wieder in dieselbe Mühle zu gelangen.

 

Irgendwann glaubte er “Mensch sein läuft so. Das ist das Leben.”

 

Eine Ausnahmesituation brachte ihn dazu, aus diesem Muster auszubrechen. Und zwar als er seinem kranken Vater einen Dankesbrief geschrieben hat. Sein Vater beantwortete den Brief unter anderem mit den Worten “Bleib wie du bist”. Zuerst konnte mein Klient mit diesem Rat nichts anfangen, sah er sich doch selber als Versager, der unfähig war, den Belastungen des Lebens standzuhalten. Erst als er sich fragte, was sein Vater wohl empfand, als er seinen Brief gelesen hat, wurde ihm klar, dass dieser mehr in ihm sah, als er selbst.

 

 

Sein Vater sah die Persönlichkeit, welche mein Klient eigentlich so gerne sein wollte. Ein Mensch, der viel mehr ist als eine gute Position, ein gutes Gehalt und eine Karriere. Diese Einsicht offenbarte meinem Klienten einen neuen, ganz persönlichen Lebenssinn. Ein intaktes soziales Umfeld zu haben und das Wort Familie erlangte für ihn schlagartig eine ganz neue und viel stärkere Bedeutung. Mich hat seine Erkenntnis bewegt und inspiriert.

Mir wurde einmal mehr bewusst, dass Stress und negative Gedanken uns blind machen und unsere Entwicklung erheblich einschränken – indem wir uns selbst limitieren, oder gar für andere aufopfern.

Es lohnt sich durchaus, ab und zu innezuhalten und zu hinterfragen:
Wie sieht es in mir drin aus? Sind es wirklich die mir wichtigen Ziele, die ich verfolge? Und bringen die Dinge, welche ich tue, mich diesen Zielen näher? Sich im Strudel des Lebens ab und zu im Hamsterrad zu verirren, ist keine Schande. Wichtig erscheint mir, achtsam zu bleiben und bei Bedarf eine, den persönlichen Bedürfnissen entsprechende, Kurskorrektur durchzuführen.

 

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